Nach ihrem Realschulabschluss ging es nämlich zunächst in eine ganz andere Richtung. Weit im Norden, in Bremen, versuchte sich Jenny in der Hotel-Branche. Doch schon nach relativ kurzer Zeit wurde ihr klar, dass sie im Service nicht die berufliche Erfüllung finden würde. Da kamen verstärkt die Erinnerungen an die Zeit mit ihrem Großvater hoch. Der war seines Zeichens Altenpfleger und in dieser Rolle ein echter Vorreiter in der Domstadt Regensburg. Als er vor etlichen Jahrzehnten in einem Heim von Klosterschwestern begann, war er einer der ersten männlichen Altenpfleger in der ganzen Stadt. Doch da ein erkrankter Pater nur von einem Mann gepflegt werden wollte, übernahm er diese Aufgabe und wurde mit dem Beruf glücklich.
Neuorientierung trotz Zweifel der Eltern
Jenny begleitete ihren Großvater in der Kindheit oft ins Heim und lernte so früh den Umgang mit den Patienten. „Mein Opa hat mich fasziniert. Die Menschen waren immer fröhlich, wenn sie ihn gesehen haben“, denkt Jenny zurück.
So fasste sie den Entschluss, das Hotel hinter sich zu lassen. Sie erkundigte sich nach Möglichkeiten im Pflegebereich und fragte auch beim ehemaligen Arbeitgeber ihres Großvaters an. Der war natürlich mächtig stolz auf seine Enkelin. Leider teilte der Rest ihrer Familie diese Einstellung nicht. „Meine Eltern waren der festen Überzeugung, dass Altenpflegerin kein anständiger Beruf für mich sei“, erinnert sich Jenny an die anfänglichen Bedenken. Doch sie ließ sich nicht beirren, und so führte sie ihr Lebensweg als Altenpflegehelferin in eine Einrichtung nach Kastl. „Die Ausbildungsplätze waren damals schnell weg, zum Glück konnte ich dann später im zweiten Lehrjahr direkt einsteigen“, erzählt Jenny von ihren ersten Schritten beim BRK.
Schwangerschaft und Ausbildungsunterbrechung
Dann wurde Jenny schwanger und bekam einen kleinen Sohn. Ihr privates Glück ließ sich aber leider nicht mit dem Beruf vereinbaren und so musste sie die Ausbildung unterbrechen. Nach einem Jahr Elternzeit begann sie wieder zu arbeiten. Zunächst erneut als Helferin in einer psychiatrischen Einrichtung und als ihr Sohn dann kurz davor war, in die erste Klasse zu starten, dachte sich Jenny: „Jetzt pack ich es auch nochmal an!“ Gesagt, getan: Sie stieg im zweiten Lehrjahr erneut ein.
„Sehr gut“ im Zeugnis
Mit der Unterstützung ihres Lebensgefährten jonglierte sie den Alltag zwischen Ausbildungsstress, Job und Erziehung. „Mein Sohn und ich haben quasi gemeinsam gelernt“, erzählt sie: er in der ersten Klasse, sie in der Endphase der Ausbildung. Schließlich hielt Jenny ihr Zeugnis in der Hand, „Sehr gut“ stand darauf. Damit war sie examinierte Altenpflegefachkraft und startete direkt als Wohnbereichsleitung.
Auch die Eltern stolz auf ihre Tochter
Damit waren auch die letzten Zweifel ihrer anfangs skeptischen Eltern verschwunden. „Sie sind stolz darauf, wie entschlossen ich das alles durchgezogen habe!“
Jenny hat für ihren Traumjob gekämpft. Denn bereits nach wenigen Monaten beim BRK war ihr bewusst, dass sie ihre Bestimmung gefunden hatte. Sie denkt gern an all die kleinen Momente mit „ihren“ Bewohnern aus den vergangenen Jahren zurück. „Man bekommt so viel zurück“, schwärmt Jenny. Eine Bewohnerin erkundigt sich etwa regelmäßig, wie es ihr geht und nach bestandener Ausbildung hatte sie auch ein kleines Präsent für ihre Pflegerin. „Das hat mich sehr gerührt. Man merkt, dass man richtig vermisst wird.“
So arbeitet Jenny jetzt Hand in Hand mit einem tollen Team und tut das, was ihr Spaß macht. Denn trotz gelegentlicher Mehrarbeit und stressiger Phasen hat sie ihren Platz gefunden. Und ihren Antrieb wird sie auch so schnell nicht verlieren: „Jedes Dankeschön, jeder kleine, herzliche Moment des Miteinanders gibt mir Kraft. So geht es immer weiter!“