Für Leopold P. bin ich die große Schwester.


Meine Geschichte als Schulbegleiterin.

Zurück in die Schule

Stefanie – die große Schwester

Die Glocke verkündet das Unterrichtsende und im Klassenzimmer bricht das gewohnte Chaos los. Hastig werden Heft, Schulbuch und Co. eingepackt und die Kinder stürmen aus dem Raum. Auch Stefanies Schützling ist da keine Ausnahme – nur, dass er in seinem Enthusiasmus gerne mal seine Schultasche an der Bank stehen lässt. Stefanie kennt das. Die Schulbegleiterin kümmert sich um Kinder, die aufgrund von Krankheiten und Aufmerksamkeitsstörungen besondere Betreuung benötigen. Dabei wird sie schnell zur großen Schwester, die für den kleinen Bruder mitdenken muss. 

Ich bin ein vollwertiges Mitglied der Klassengemeinschaft.

Eine große Schwester auf der Schulbank

Steffi ist mittlerweile in ihren Zwanzigern und sitzt trotzdem noch jeden Tag in der Grundschule. Sie dreht aber keineswegs anhaltende Extrarunden, sondern hat eine ganz andere Funktion. Steffi ist Schulbegleiterin beim BRK. Sie kümmert sich um Kinder, die eine irgendwie geartete Einschränkung gesundheitlicher Art oder im Lernverhalten haben. Gemeinsam mit einem Schützling pro Jahr kämpft sie sich durch die verschiedensten Schulfächer und Themengebiete. Dabei wird Steffi schnell mehr als die externe Begleiterin – innerhalb kürzester Zeit ist sie ein vollwertiges Mitglied der Klassengemeinschaft.

„Ich habe mittlerweile selber zwei kleine Kinder zuhause und da habe ich entschieden, dass ich mich beruflich umorientieren möchte“, erklärt Steffi ihre Beweggründe, also sie vor zwei Jahren den Job als medizinische Fachangestellte an den Nagel hängte. Eher zufällig stolperte sie dann über die Stellenausschreibung für eine „Schulbegleitung“. Ihre Neugier war geweckt und sie bewarb sich. Nach der Zusage durfte Steffi sich wieder auf einen ersten Schultag vorbereiten und kurz vor der „Einschulung“ stieg tatsächlich auch bei ihr die Anspannung und Nervosität.

Bereits im zweiten Jahr als Schulbegleitung unterwegs

Doch diese Bedenken verflogen rasch. Stefanie wurde schnell in die Klassengemeinschaft integriert und zu einer Ansprechpartnerin für die Kinder. Nachdem sie ihren ersten Schützling erfolgreich zum Übertritt verholfen hatte, bewarb sie sich erneut und freute sich dann umso mehr, dass sie einen Einsatz an derselben Schule bewilligt bekam. Im vergangenen Jahr betreute sie dann einen Jungen mit einer Lernschwäche.

Und auch in der neuen Klasse lebte sich Steffi bestens ein. „Ich bin wieder so ein bisschen das Mädchen für alles“, sagt sie gut gelaunt über ihre Rolle im täglichen Unterricht. Sie begleitet ihren Schützling intensiv und gibt natürlich auch anderen Kindern, die sie zwischendurch um Rat fragen gerne Auskunft. Die Lehrkräfte sind ebenfalls froh, dass Stefanie in ihren Stunden dabei ist und sie in der Betreuung unterstützt.

Wie eine große Schwester denke ich für meinen Schützling mit.

Manchmal braucht es eine Umarmung

Laut ihrer Berufsbezeichnung ist Steffi primär da, um die Einschränkung des Kindes in schulischen Belangen auszugleichen. Doch in der Realität vermischen sich natürlich Berufliches und Privates. „Die Situation der Kinder zuhause ist auch oft schwierig, wenn zum Beispiel die Eltern selbst schwer krank sind“, beschreibt Steffi. Ihr Schützling bricht deshalb manchmal in Tränen aus und braucht einfach eine Umarmung. Steffi ist in solchen Situationen selbstverständlich genauso zur Stelle wie bei Fragen zu komplizierten Matheaufgaben. Eine Art Ersatzmutter kann sie aber nicht werden, das hält sie sich auch immer wieder vor Augen. Denn das Schuljahr geht schneller vorbei als man denkt und danach müssen sich die Kinder wieder in einer neuen Situation zurechtfinden.

Steffi ist eher die große Schwester, die auch nicht zu selten für ihre kleinen „Geschwister“ mitdenkt. Wenn zum Beispiel die Glocke läutet und das Unterrichtsende verkündet, werden traditionell Hefte vom Tisch gerissen und Federmäppchen hastig in den Rucksack geworfen. Dann stürmen die Kinder ungeduldig aus dem Klassenzimmer. Auch bei Steffis Schützling ist das nicht anders. Doch leider ist er dabei in Gedanken schon anderswo und die Schultasche bleibt verwaist an der Bank stehen. Es ist dann an der großen Schwester, entweder laut hinterher zu rufen oder die Tasche selber mitzunehmen.

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